29. 01. 13 mein letzter Tag in Jodhpur
Gestern meinte der Mann im Internet-Cafe, dass es doch kompliziert waere alleine als Frau hier zu reisen. Ich verneinte, und meinte nur, das Komplizierteste hier waeren die technischen Probleme mit dem Internet. Ich hatte einen Virus auf meinen Foto-Speicherkarten auf irgendeinem Computer eingefangen. (Nie gewusst, dass man darauf einen Virus haben koennte). Der tolle Mann im Internet-Cafe loeschte den Virus von 2 Foto-Speicherkarten und kopierte alle meine Fotos und Filme (mittlerweile 9 GB) auf 2 DVDs. Und das alles fuer nur 9,-Euro. Ich war ihm so dankbar.
Ich werde von euch gefragt, wie das denn mit den heiligen Kuehen auf der Strasse ist. Ja, sie leben auf der Strasse, gehoeren aber auch irgendwelchen Menschen. Ich habe beobachtet, wie Maenner (anscheinend ist dies die Rolle des Mannes hier) morgens die Fladenbrote vom Vortag an die Kuehe verfuettern, bevor sie zur Arbeit gehen. Sie machen dies aber als gluecksgebende Spende (Ritual), nicht weil es ihre Tiere sind.
Gerade eben werden vor dem Internet Cafe tote Kuehe auf einem Traktor vorbeigefahren. Ich unterhalte mich mit den herumstehenden Maennern (Es sind immer nur Maenner, die herumstehen. Frauen sieht man nicht tatenlos herumstehen). Ein Mann meint, sie wissen nicht warum die Kuehe tot sind. Vielleicht das Alter. Ich frage, ob die Kuehe jemanden gehoeren? Ja, alle Kuehe gehoeren jemanden. Seine Familie hat 20 Kuehe, die irgendwo in der Stradt herumlaufen.
auch die Ziegen leben auf der Strasse und knabbern den Kalk von den Haeusern |
Das Essen vom Vortag wir morgens auf die Strasse gekippt und Kuehe, Ziegen, Schweine und Hunde essen davon. Was vom Abfall nicht gegessen wird, wird zusammengefegt und entweder wird der Haufen abgebrannt (in den Doerfern), oder in den Staedten wird der Muell irgendwann von den Muellsammlern (den Unberuehrbaren) abgeholt.
Ist die Armut wirklich so gross und wie komme ich damit zurecht? (Eine weitere Frage, die mir gestellt wird)
Es ist wie in Hannover. Wenn man die Bettelnden sehen will, dann sieht man sie auch. Und wenn man nichts sehen will, dann sieht man nichts.
Der Unterschied ist, dass wenn man hier einem Kind etwas gibt, 10 weitere Kinder kommen und etwas haben wollen. Nachdem ich heute einem Kind ein Omlette spendiert habe, kamen 9 weitere. Also stand ich 1 Stunde beim Omlette-Baecker. Es ist die Frage, ob ich mich darauf einlassen will und Zeit und Muse habe, oder ob ich weitergehe und wegschaue. Manchmal lasse ich mich darauf ein, oft genug aber auch nicht.
Vielleicht konnte ich ein paar Kindern heute eine Freude machen?
Diese hier haben nur um ein Foto gebettelt. Auch Erwachsene wollen von mir fotografiert werden. Alle freuen sich, wenn sie sich dann im Display sehen |
Viele westliche Touristen fliegen nach Delhi und mieten sich dann fuer die Rajasthan-Runde ein Taxi mit Fahrer fuer 35,- Euro am Tag. Dann wird man von Hotel zu Sehenswuerdigkeit und Restaurant gefahren und muss den Alltag nicht so hautnah erleben.
Ich finde das am Interessantesten zu Erleben, wie die Bevoelkerung lebt, arbeitet, Bus faehrt, bettelt, betet, u.a. Dazu braucht man natuerlich mehr Zeit und Muse zum Reisen. Auch das Treiben auf dem Markt zu beobachten, finde ich herrlich.
ich habe mir heute ein neues Outfit gegoennt. Oberteil, Ohrringe und Kette. Sieht alles irgendwie nach Nachthemd aus. Hier sucht Frau sich den Stoff aus und dann wird alles extra genaeht. |
Und wie ist das mit dem Klima und der Vegetation werde ich gefragt? Zum Glueck wird es hier langsam, Nacht fuer Nacht, waermer. Der Winter geht vorbei. Seit Mumbai waren die Naechte kalt, und in Mt. Abu wegen der Hoehe noch kaelter. Aber seit ich in Jodhpur bin wird es jede Nacht waermer, und tagsueber steigt die Temperatur auch. Und leider kommen heute auch die ersten Muecken wieder. Seit Goa hatte ich keine mehr getroffen. Das heisst, dass der Ventilator nachts wieder laufen muss.
Im Nord-Westen von Rajasthan liegt die Wueste Thar. Und der komme ich immer naeher. Es wird also immer trockener, die Vegetation wird karg, alles sieht braun aus.
Morgen fahre ich nach Jaisalmer, 5 Busstunden westlich von Jodhpur, wo ich Nahe der Grenze zu Pakistan bin und die Wueste direkt vor der Haustuer liegt.
Jetzt geht bald die Sonne unter. Um ca. 18.30 schallt von den Moschee-Tuermen per Lautsprecher das Abendgebet. Das ist Wahnsinn, wenn 10 oder 20 (?) verschiedene Stimmen aus den Lautsprechern ueber der Stadt toenen und an den Felsen der Festung wiederhallen.
Blick vom Marktplatz auf die Festung |