15. - 17. 02. 13 auf nach Khajuraho
4, 5 Zugstunden oestlich von Orcha liegt Khajuraho. In den Zug wurde ich von einem aelteren Herrn reingezogen, als er schon anfuhr. Ich dachte, er waehre ueberfuellt und ich wuerde nicht mehr hineinpassen. Aber da es keine Tueren gibt und der Zug sehr langsam faehrt, kann man gut aufsteigen.
Irgendwann gab es dann doch ein Plaetzchen fuer mich.
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alle wollen wissen wie ich heisse, woher ich komme, wer zu meiner Familie gehoert. |
Ich zeige Bilder von meiner Familie, meiner Tochter und meinem Ehemann, die ich auf dem Smartphone habe. Auch Bilder von mir, wie ich mit meinem Hund vor einigen Jahren in einem See schwimme. Das finden alle totel lustig. Erstmal, dass eine Frau schwimmt, und dann auch noch mit Hund.
Nach 2 Stunden wird die Zugfahrt aprupt beendet. Ich erfahre, dass der Zug nach Allahabad weiterfaehrt. Dort findet zur Zeit das groesste Hindu-Festival statt. Alle 12 Jahre wird die grosse Kumb Mela gefeiert. Von Hoz erfahre ich, dass es diesmal 40 Mio. Menschen sind, die nur per Sattelit gezaehlt werden koennen. Es ist auch schon eine Bruecke zusammengestuerzt, wobei 50 Menschen starben.
Nein, dorthin will ich nicht.
Aber das ist der Grund, warum die Zuege nun andere Plaene haben.
Alle im Zug werden in Auto-Rikschas verpackt und zum Busbahnhof gefahren. Und dann werden alle in einen Bus gepackt. Ich schaetze es waren 120 Leute. So einen ueberfuellten Bus habe ich noch nie erlebt. Und ich hatte wirklich Angst, dass etwas passiert. Aber nun hatte ich einen Sitzplatz und kam nicht mehr raus. Mein Gepaeck wollten sie aufs Dach packen, was ich rigoros verneinte. Ich dachte, irgendwann wuerden sie keinen mehr hineinlassen. Aber keiner wurde stehengelassen. Oft wurde mit offener Tuer gefahren, da in der Tuer auch Leute standen. Es regnete die ganze Zeit. Irgendwann bemerkte ich, dass der Bus gar keine Scheibenwischer hatte. Fuer die 80 km waren wir 4 Std. unterwegs. Die Strasse wuerden wir in Deutschland als Feldweg bezeichnen. Ich schaetze der Bus hat auch keine Stossdaempfer mehr.
Hier lerne ich Geduld, und zu akzeptieren was kommt.
Als wir von einem Polizisten angehalten werden, denke ich, dass nun etwas passiert. Aber nein, der Polizist uebergibt nur einen Brief, der mitgenommen werden soll.
All diese Menschen wollen nach Khajuraho, da abends hier auch ein Hindu-Fest ist, was ich natuerlich nicht wusste.
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auch die Kleinsten kommen mit zur Pilgerfahrt |
In Khajuraho regnet es am naechsten Tag immer noch. Ich finde es mal ganz angenehm nicht nur Sonne zu haben. Die Strassen sind leer und keiner spricht mich an. Besonders morgens ist es schoen durch eine Stadt zu laufen, da die Leute erst ab 10 Uhr auf die Strasse gehen.
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so sehen die Strassen nach einem Tag Regen aus |
Ich gehe durch ein altes kleines Dorf und werde von einem Kuenstler in seinen Laden eingeladen.
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zu Besuch bei einem Kuenstler, der Skulpturen aus Holz und Wurzeln gestaltet |
Mit 2 jungen Maennern, die mit mir spazieren wollen, gehen wir zu einer alten Frau, die in einer Huette auf dem Lande lebt.
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hier sitzen wir alle um ein Feuer herum in der Huette der alten Frau (Mitte). Die Leute glauben, dass der Rauch gut fuer die Augen ist. Vielleicht brauche ich dann bald keine Lesebrille mehr. |
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hier lerne ich, wie man Chapatis knetet, formt und backt |
Spaeter werde ich zum gemeinsamen Kochen eingeladen. Es gibt Gemuese, Reis und Chapatis (Fladenbrot). In so einer Huette in einem kleinen Raum zu kochen, wo es noch ein Bett und einen Stuhl gibt, ist alles sehr improvisiert. Das Wasser gibt es nur draussen.
Ich erfahre viel ueber das Leben hier von diesen 2 Maennern. Sie sagen, dass die Strasse schon lange erneuert werden soll. Aber die Politiker wuerden das ganze Geld einstecken, was fuer den Strassenbau gedacht war, wenn sie dann erst mal gewaehlt sind - Korruption.
Da die jungen Maenner Mariuana rauchen und wohl auch an die Touristen verkaufen, frage ich, ob das nicht verboten waere. Sie sagen, sie geben der Polizei ein paar Rupies, und dann wuerden die wegsehen - Korruption. In den Strassen haengen Plakate - Stop Corruption.
Alle spielen das Spiel mit.
Khajuraho ist ein kleiner Ort mit vielen Tempeln aus dem 10. Jh. Der Ort ist beruehmt fuer seine Tempel, da sie von aussen mit Figuren aus dem Kamasutra bestueckt sind.
Man laeft die ganze Zeit an den Tempeln entlang und schaut nach den vielen verschiedenen Positionen, die Scenen aus dem Kamasutra darstellen.
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eine der vielen akrobatischen Stellungen im Kamasutra |
Am dritten Tag mache ich wieder eine Wanderung ausserhalb der Stadt. Einsam bin ich nie.
Immer wieder wird mir der Weg gezeigt von Kindern, die mich begleiten. Waehrend ich mit meinen Sandalen ueber Dornen laufe und mir sogar in der Hand 2 Dornensplitter einfange, laufen die Kinder barfuss den steinigen dornigen Weg entlang. Ich weiss wirklich nicht, wie sie das aushalten.
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oben auf dem Gipfel |
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ich komme mir vor wie die Rattenfaengerin von Khajuraho. Alle diese Kinder begleiten mich am Schluss meiner Wanderung |
Abends um 23 Uhr nehme ich den Nachtzug nach Varanasi (frueher Benares), der 12 Stunden brauchen soll. Ich habe eine Schlafkoje gebucht. Mal sehen wie das klappt.
In Varanasi will ich vielleicht eine Woche bleiben, da ich einen Hindi-Sprachkurs machen moechte.