Freitag, 29. März 2013

22. - 29. 3. 13 im Ashram in Rishikesh

Ich bekomme am Freitag 22.3. ein Zimmer im Ashram gegenueber und am Samstag Morgen bekomme ich dann endlich die Eintrittskarte fuer das Teaching, das bis Freitag 29.3. geht. Der Meister heisst Swami Dayananda Saraswati <www.dayananda.org> und er gibt Erklaerungen zu Vedantha. Das sind die Essenzen der Upanishaden, die vor 5000 Jahren in Indien entstanden sind und im 9. Jahrhundert schriftlich niedergeschrieben wurden. Da der Swami auch im Westen herumreist, kann er ein gutes Englisch sprechen und die Belehrungen in einer einfachen Sprache unterrichten. Die Teilnehmer sind zum groessten Teil Inder, ein Sechstel sind dann Japaner, Australier, Amerikaner und auch ein paar Deutsche. Viele kommen jedes Jahr hierher und nehmen dann mehrere Wochen hier am Unterricht teil.
Swami Dayandanda Saraswati
Nach 2 Tagen habe ich mich an das indische Englisch des Swami gewoehnt und geniesse mehr und mehr die Unterweisungen. Sie sind sehr realitaetsbezogen und man kann sie sehr gut auf den Alltag uebertragen. Die Grundaussage ist < Gott ist in Allem und Alles ist Gott> und die Lehre ist < wie kann ich dies im Alltag sehen und mir immer wieder bewusst machen das Alles goettlich ist, mich und alles um mich herum eingeschlossen.

Der Tag beginnt um 5 Uhr mit einem Chanting (Singen) im Tempel was ich ausfallen lasse. Um 7 Uhr ist angeleitete Meditation. Um 9.30 nach dem Fruehstueck 1 Std. Lehre, dann Yoga, dann wieder 1 Std. Lehre. Nach dem Mittagessen Chanting lernen, Sanskrit lernen (die alte Sprache) die wie Hindi geschrieben wird und wo ich meine Hindi-Schreibkenntnisse vertiefen kann. Dann wieder 1 Std. Lehre, Puja am Ganges, Abendessen, 1 Std. Satsang, wo Swami Fragen beantwortet, und dann falle ich um 9.30 pm muede ins Bett. Somit ist der Tag voll durchstrukturiert, wobei man nur das mitmachen kann was man moechte.
Puja am Ganges
Der Ashram ist wunderbar ruhig gelegen direkt am Ganges. Er wird mit Security geschuetzt, sodass niemand einfach hinein kann. Es ist somit ein wirklich priviligierter Ort und die Inder hier im Ashram sind alle gebildete wohlhabende Leute. Wer kann sich sonst per Internet fuer die Teachings anmelden?
Kein Krach, kein Gehupe und alle sind freundlich zueinander und entspannt. Man begruesst sich mit zusammengelegten Haenden, sagt sich ein < Om nama shivaya> und laechelt sich zu. Eine wirklich nette Art der Achtung zueinander.
der Ganges ist einfach zu kalt zum Baden. Bis jetzt war ich nur zur Haelfte drin. Somit ist mein Karma erst zur Haelfte reingewaschen. Mal schauen wann ich die andere Haelfte schaffe
3 Mal in dieser Woche hat eine Verkoestigung der Sadhus stattgefunden. Alle Sadhus aus Rishikesh koennen dann hier umsonst Mittagessen. Das Essen wir gespendet von Teilnehmern.
Am 27.3. war das Fest <Holy>. Dies wird im Norden gefeiert um den Fruehling (mit bunter Farbe) zu begruessen. Dabei wird mit eingefaerbtem Wasser um sich gespritzt, sodass alle Leute bunt bespritzt sind. Da ich keine alte Kleidung fuer das Spektakel habe und mir gesagt wird, dass viele Maenner dann alkoholisiert sind, bleibe ich lieber im geschuetzten Ashram.
rot und gruen, die Farben des Frueglings
auch die Sadhus feiern Holy
die meist gifftige Farbe wird im Ganges abgewaschen
mit diesen 2 Frauen aus Singapur habe ich Seite an Seite 1 Woche zusammen den Lehren gelauscht
Da ich in dieser Woche einen Ayurvedischen Arzt besucht habe, der sehr gut sein soll und auch in Europa Unterricht gibt, habe ich fuer die naechsten 10 Tage ayurvedische Mittel bekommen. Nach den 10 Tagen soll ich ihn wieder besuchen. Somit bleibe ich auch die kommende Woche im Ashram und werde ab
Montag  1. 4. eine neues Teaching hier besuchen.
im Tempel vom Ashram
Nach meinem vielen Reisen hier in Indien ist dies nun eine Erfahrung, die man wirklich nur hier machen kann. Die Dankbarkeit fuer alles was wir sind, was wir haben und was uns umgibt ist in der indischen Bevoelkerung durch den Glauben total present. Davon koennten wir uns im Westen inspirieren lassen.


Mittwoch, 20. März 2013

15. - 22. 03. 13 in Rishikesh - Laxsman Jula

Nach einer 24 stuendigen Reise von Bodhgaja, mit einem TukTuk nach Gaya, mit einem super Nachtzug in 12 Stunden nach Delhi, dort in die moderne Metro mit 1 mal umsteigen zum Busbahnhof, 7 Stunden mit dem Bus in den Norden, noch ein TukTuk, und dann bin ich in einem Yoga Ashram gelandet. Ashram bedeutet nicht immer eine spirituelle Lebensgemeinschaft. Es kann auch ein Musik- oder Yoga- Ashram sein, wo Leute mit den gleichen Interessen zusammenleben. Hier wird noch nicht mal zusammen gegessen. Auch das Yoga mache ich hier nicht mit, da es mir zu soft ist. So geniesse ich einfach das super toll gelegene Zimmer, mit eigenem Balkon direkt ueber dem Ganges.
morgens um 7 Uhr, wenn ich meine Balkontuer oeffne, bekomme ich sofort Besuch. Sie moppsen alles was essbar ist.  Mandarinenschalen und Wasserflaschen, die sie mit den Zaehnen oeffnen
In Rishikesh sind die Auslaefer des Himalayas. Hier ist der Ganges noch sauber, da er frisch aus den Bergen kommt. Dafuer ist es morgens nach Sonnenaufgang noch ziemlich kalt und sehr windig. Aber ab 11 Uhr wird es wieder heiss.
Blick von der Laxsman Jula- Bruecke auf den Tempel und in die Berge
auf der riesigen Haenge-Fussgaenger-Bruecke ist immer ein Gedraenge. Pilger auf dem Weg zum Tempel, Mopeds die nicht die weite Strecke zur Autobruecke fahren wollen, und auch sonstiges Getier.
In Rishikesh sind in den 60iger Jahrem die Beatles gelandet und haben hier ihren Guru gefunden. Seitdem ist dieser Ort riesig gewachsen und die Hauptstadt des Yogas weltweit geworden. Hier kommen Menschen aus aller Welt um eine Yogaausbildung in einer der vielen Schulen zu absolvieren oder einige Monate bei ihrem Gurus zu verbringen. Fuer uns hat <Guru> einen negativen Touch. Hier in Indien ist es normal seinen Guru = Meister zu finden. Er soll einem als gutes Beispiel  vorangehen, seine Reden sollen den Schueler zu mehr Weisheit verhelfen, er soll auf dem Weg zu einem positiven Leben weiterhelfen. Vielen Gurus wird auch heilende Kraft zugesprochen. Hier gibt es viele Ashrams, in den Gurus mit ihren Anhaengern leben. Ich besuche hier morgens um 11 Uhr (nach 1,5 Stunden Yoga) einen Satsong = einen Vortrag, von einem Guru, der aus Brasilien kommt und der hier nach 3 Jahren bei seinem Meister (der jetzt tot ist) die Erleuchtung gefunden hat. In der Halle sitzen ueber 500 Menschen (hauptsaeclich Westler) in einer friedlichen Athmosphaere. Bevor der Guru kommt wird gesungen, Gitarre, Trommeln und andere Instrumente werden gespielt. Die Lieder sind sehr schoen und die VorsaengerInnen haben eine wunderbare Stimme. Der Guru redet dann in Portugisisch, was ins Englische uebersetzt wird. Meist gehe ich dann nach 1,5 Stunden, da ich Schwierigkeiten habe alles zu verstehen und ich immer wieder einnicke. 
Hier laufen soviele alternativ gekleidete Menschen herum, viele mit Rastas und wellenden Roecken und kleinen Kindern auf dem Arm, wie ich sie seit dem Film <Hair> nicht mehr gesehen habe.
Dazwischen dann die indischen in Saris gekleideten Frauen und die indischen Maennern, die den fraekigen  Westlern hinterherstarren. 
Sonnenuntergang am Ghat am Ganges
Auch einige Wanderungen mache ich, zu Wasserfaellen und auch hoch in die Berge. Ich fahre mit dem oeffentlichen Bus hoch (nachdem ich vorher in den Falschen gestiegen bin und in der falschen Richtung aussteigen und zurueckfahren musste. Man muss hier immer 3 Leute fragen <den Kontrolleur, den Busfahrer und einen Mann der im Bus sitzt und gebildet aussieht) auf 1500m und wandere dann hoch zu einem Tempel.  Hier habe ich einen tollen Blick auf die Schneeberge des Himalaya. Dort singe und trommle ich mit einigen Frauen Lieder zu Ehren Shivas. Dann wandere ich 1300m runter durch Reisterrassen einen einsamen Pfad. 3 Stunden treffe ich niemanden bis ich dann wieder in Rishikesh lande. Ich bin immer wieder erstaunt ueber mich selbst wie gerne ich alleine durch die Natur laufe. Das beglueckt mich immer wieder.

Wanderung zum Wasserfall

seht ihr im Hintergrund die weissen Berge des Himalaya?
Wanderung von 1600m runter auf 300m nach Rishikesh, durch die Reisterrassen
trommelnde und singende Frauen vor dem Tempel









Puja vor dem Tempel
Bei einer Tages-Wanderung hoch zu einem Tempel treffe ich dann diesen Inder aus Delhi, der mir von einem Teaching eines Swamis (Hindu-Moench) in einem Ashram vorschwaermt. Er ist so begeistert von den Belehrungen und von dem Swami, dass ich nach unserer gemeinsamen Tageswanderung mit in seinen Ashram gehe und bei dem Meister persoenlich anfrage, ob ich mitmachen kann. Das ist  gar nicht so einfach, da die 250 Plaetze schon seit letztem Sommer ausgebucht sind. Die Teachings gehen jeweils 1 Woche und die Teilnehmer koennen im Ashram schlafen und essen, alles auf Spendenbasis.
Da ich nun die Gelegenheit habe mehr ueber dieses Wissen zu erfahren und der 83 jaehrige Swami einen weisen Eindruck auf mich macht, nutze ich nun meine Zeit mich auf diese Erfahrung einzulassen.

Donnerstag, 14. März 2013

7. - 14. 03. 13 in Bodhgaya

Bodhgaya liegt im Bundesstaat Bihar, einer der aermsten und heissesten Staaten in Indien. Bodhgaya ist einer der Hauptgruende, warum ich nach Indien reisen wollte. Hier hat Buddha unter dem Bodhybaum nach 7 Wochen in stiller Meditation seine Erleuchtung erlangt. Hier will ich ein Meditationsseminar besuchen. Bei meiner Nachfrage in einem Meditationzentrum wird mir erklaert, dass der Mindestaufenthalt 5 Tage betraegt, dass man das Gebaeude in dieser Zeit nicht verlaesst, die 2. und zugleich letzte Mahlzeit um 11 Uhr ist, natuerlich 5 Tage in Schweigen verbringt, ...... Ich entscheide mich dagegen und moechte meine Woche in Bodhgaya lieber draussen unter dem Bodhybaum verbringen. 

vorne vor dem Tempel ist der Bodhybaum, ein Ableger des Originalbaums
Buddhisten aus allen Laendern sitzen hier meditierend oder vollbringen ihre Niederwerfungen, oder rezitieren oder beten. Rotgekleidete tibetische Moenche, ockerfarbene thailaendische Moenche, graugekleidete Vietnamesen. Oder auch ganz mormal gekleidete Westler so wie ich.

tibetische Moenche unten, Thailaendische oben

Glaeubige, die Niederwerfungen ausueben, 100.000 sind das Ziel

mein Lieblingsfoto. Thailaendische Moenche mit kleinem Hundi

spezial Anti-Moskito-Zelt fuer den Meditierenden. Im Hintergrund Niederwerfungen Ausuebender
So sitze ich hier jeden Tag ein paar Stunden, oder umwandere den Tempel. Hier ist es wunderbar ruhig. Hindus schauen nur kurz vorbei und sind ausnahmsweise auch mal einigermassen still. 

Hier in Bodhgaya faellt mir auf, weviele verkrueppelte Menschen es hier gibt, die bettelnd ihre Zeit auf der Strasse verbringen. Dies ist in unserem Stadtbild in Deutschland nicht mehr zu sehen. 
Aber auch kleine Kinder, die sich nur auf dem Hosenboden und auf ihren Haenden fortbewegen koennen, sehe ich hier lachend auf dem Boden spielen oder sich auf dem Boden rollend gegenseitig versuchen zu fangen. In ihrem Leiden koennen sie auch gleichzeitig gluecklich sein. Das ist schoen zu sehen.

Blick aus meinem Gaestehaus. Die Frau hockt den ganzen Tag vor dem Feuer. Spaeter  bemerke ich, dass sie nur in der Hockposition sich fortbewegen kann. Die Treppe runter und aus dem Haus bewegt sie sich nie. Sie hat Mann und 2 Kinder.
Bodhgaya besteht nur aus einem Dorf, umgeben mit vielen grossen Tempeln aus allen asiatischen Laendern und vielen Gaestehaeusern und Hotels. Es ist seltsam durch das Dorf zu laufen oder aus meinem Gaestehaus kommend direkt vor den Barracken der Dorfbewohner zu stehen. Die Wege sind katastrophal und die Abwasser-Kanaele wurden gerade neu verlegt.
der Weg von meinem Gaestehaus zur Hauptstarasse
Dabei ist Bodhgaya durch den Tourismus noch gut dran. Wie muss es erst in anderen Doerfern aussehen. 

Hier mache ich morgens auf der Dachterrasse mein Yoga und am Nachmittag kommt mein Hindi-Lehrer in mein Haus und gibt mir Unterricht. Abends treffe ich Jacky aus Amerika, die hier seit 5 Jahren lebt und einen indischen Freund hat. Sie laden mich in ihre Wohnung zum Essen ein. Joy, eine Englaenderin, ist auch dabei und wir gehen zum Tempel, wo Joy die herumstreunende Hunde impft und mit Medikamenten versorgt. Sie zeichnet ihnen mit Edding ein Zeichen auf den Kopf, damit sie weiss, welche Hunde die Impfung schon bekommen haben. Soweit ich verstanden habe, ist die Spritze gegen die Wuermer, die unter die Haut gehen und woran die Hunde sterben koennen. Ich bewundere Joy fuer ihre Arbeit, die sie hier leistet und aus ihrer eigenen Tasche finanziert.
Mit Hundebabys vor dem Tempel. Joy (links), die die Hunde impft, und Jacky, die seit 5 Jahren hier lebt
Mittags wird es hier ueber 30 Grad im Schatten heiss. Ich verbringe die Zeit in einem Meditationspark, wo man Eintritt zahlen muss. Daher bin ich hier oft die Einzige. Ich liege unter den Baeumen im Schatten und schlafe. Das ist das Beste, was man hier zwischen 12 und 15 Uhr tun kann. 

relaxen im Park
Danach gehe ich in ein wunderbares Cafe, das von einer Englaenderin mit ihrem indischen Mann betrieben wird. Mir Klimaanlage und selbstgebackenen Kuchen kann ich hier Stunden verbringen und meine Hindi-Hausaufgaben machen.
mit Klarissa (die eine Safari-Agentur in Kenia leitet) und Wilfried, beide aus Deutschland, die mir Hoffnung machen, dass ich auch mit ueber 70 noch solche Laender bereisen kann

Ich glaube meine Erkaeltungen endlich ueberwunden zu haben. Ich druecke jeden Tag 2 Zitronen in mein Trinkwasser, esse Orangen, und bemuehe mich bei der Hitze mich nicht anzustrengen und mache keine Wanderungen mehr. Es wird mir auch davon abgeraten, da das zu gefaehrlich sei hier alleine rumzulaufen.
Nach einer Woche in Bodhgaya mache ich mich am Donnerstag 14.3. abends mit dem Express Nachtzug (1000 km in 11 Stunden) auf den Weg nach Delhi von wo aus ich weiter in den Norden will. Ich freue mich auf die Berge und auf Wanderungen in der Natur.





Mittwoch, 13. März 2013

3.- 7. 03. 13  krank in Sarnath

Samstag Nacht wache ich auf und habe Schmerzen im linken Backen. Ich denke- Zahnschmerzen. Ein Englaender hier erzaehlte, dass er nach Delhi faehrt um sich seine Kronen machen zu lassen, da es hier in Indien wesentlich guenstiger ist als in England. Soche Gedanken gehen mir diese Nacht durch den Kopf. Aber dann bemerke ich, dass die Schmerzen weiter oben im Backen sind. So beschliesse ich, dass ich Nebenhoehlenentzuendung habe und nehme erst mal eine Aspirin. Den Sonntag verbringe ich im Bett mit 38,5 Fieber. Abends kommt der Arzt meiner Gast-Familie und verschreibt mir wieder Antibiotika. Am Montag holt mir der Sohn des Hauses die Medikamente. Mein 2. Tag mit Fieber, den ich im Bett verbringe. Ich bin so schlapp, dass ich nicht ueber meine Situation hadern kann. Ich muss es einfach akzeptieren. Am Dienstag geht es mir besser und ich gehe zum Fruehstueck zu einer Deutschen, die seit 22 Jahren hier lebt und ein Gaestehaus fuehrt. Sie backt Vollkornbrot und macht selbst die Marmelade. So geniesse ich ein deutsches Fruehstueck und schleppe mich danach wieder in mein Haus zurueck. Dort liege ich im Schatten auf der Dachterrasse und lese deutsche Buecher, die ich im deutschen Gaestehaus gefunden habe. Auch den Mittwoch verbringe ich so. Mittwoch Abends fuehle ich mich soweit, dass ich weiterreisen moechte und buche mit dem Sohn des Hauses ein Zugticket fuer den naechsten Tag. Die Gastfamilie hat sich so ruehrend um mich gekuemmert und war so besorgt um mich. Wir verabschieden uns am Donnerstag morgen und ich mache mich auf den Weg nach Bodhgaya, 5 Stunden oestlich von Sarnath. Der Zug erscheint dann mit 2,5 Stunden Verspaetung, was hier niemanden stoert. Die indischen Familien sitzen oder liegen auf dem Bahnsteig und packen ihr selbstgekochtes Essen aus. Dass Leute hier einfach auf dem Boden liegen und schlafen ist ganz normal. Auch Frauen in ihren Saris. Und ueber die Verspaetung verliert niemand einen Kommentar- keiner ist genervt, keiner regt sich auf. Herrlich!
Das werde ich in Deutschland vermissen.

Samstag, 2. März 2013

26. 02. - 03. 03. 13 in Sarnath

am Di. 26.2. mache ich mich in Varanasi auf den Weg nach Sarnath, nur 15 km suedlich von Varanasi. Hier ist es so voll geworden. Die Gaths sind voller Sadhus, die hier ihre Zelte aufgebaut haben und es kommen immer mehr Pilger von der Kumb Mela. Also breche ich hier meine Zelte ab und fahre mit der Autoriksha nach Sarnath. Bei dieser einstuendigen Fahrt habe ich fast nur die Augen zu. Ich bete, dass ich heil ankomme. Die Strassen in Varanasi sind so vollgestopft, dass ich mir nicht vorstellen kann da durch zukommen. Mein Driver meint, Varanasi haette 3 Mio. Einwohner, nicht 1,5 wie mein Buch es beschreibt. Mit den Pilgern muessen es 1 Mio mehr sein. Hier gibt es keine Verkehrsregeln. Wenn vor einem 10 cm Platz entsteht, stuerzen sich alle in die 10 cm Luecke. Egal auf welcher Strassenseite. Da die Busse, LKWs, Rikshas keinen Blinker und keine Aussenspiegel haben und die Fahrer hier auch keinen Blick ueber die Schulter werfen sondern einfach abbiegen, wird hier immer von hinten gehupt, wenn man jemanden ueberholen will- egal ob Fussgaenger, Tiere, Radfahrer. Bei jedem, an dem man vorbei will, wird gehupt. Daher der extreme Laerm hier. Das ist hier die einzige Verkehrsregel, die ich erkannt habe und die mir von Indern bestaetigt wird. Hier gibt es einen Fuehrerschein, bei dem der Test aber nur praktisch, nicht aber theoretisch absolviert wird.

In Sarnath soll ein Meditations-Retreat stattfinden, was ich auf Plakaten in Varanasi gelesen habe. Daher gehe ich gleich am Nachmittag nach meiner Ankunft in das Thailand-Kloster von Sarnath, wo das Retreat ablaeuft. Hier in Sarnath hat Buddha seine erste Lehrrede nach seiner Erleuchtung gehalten - vor 2500 Jahren. Die Bevoelkerung ist hinduistisch, aber die Tempel die hier stehen sind buddhistisch. Jedes buddhistische Land hat hier einen Buddha-Tempel mit Kloster erbaut. Somit gibt ein Kloster und Tempel aus Thailand, Tibet Japan, Korea, Sri Lanka, Vietnam, uvm. Hier kommen Buddhisten auf ihrer Pilgerreise vorbei, manche bleiben hier und studieren den buddhistischen Weg, oder bleiben in einem Meditationsretreat, oder kommen nur als Touristen fuer einen Tag aus Varanasi. 

Ich verbringe hier 4 Tage in dem Retraet und bin danach voellig fertig. Die Lehrreden auf English zu verfolgen uebersteigen meine Faehigkeiten. Ich benoetige soviel Konzentration, dass ich abends fix und fertig bin. Mich auf Englisch zu unterhalten ist kein Problem. Aber schwierigen Reden zu folgen, vorallem wenn die Person noch einen starken Dialekt hat, das ueberfordert mich.
Am Samstag bin ich dann endlich wieder alleine und geniesse meine freie Zeit. Mit dem 26 jaehrigen Sohn des Guesthouses mache ich mich als Beifahrer auf seinem Motorrad auf den Weg nach Varanasi, da ich mein Smartphone reparieren lassen muss. Ich war so dumm mich darauf zu setzen und das Display ist zerbrochen. Hier gibt es fuer Motorradfahrer keinen Helm. Ich bin gluecklich, als ich wieder heil zurueck bin. Das Display wurde in 20 min ausgetauscht und hat nur 15 Euro gekostet. Mit dieser Art von Service haben sie es hier echt drauf. 
bei dem Thai-Kloster steht eine riesige Buddhastatue
im Innern des Tibetischen Tempels
hier die Gruppe im Retreat. Der weisse Herr links ist Christopher Titmuss. Ein wirklich weiser Mann, der schon an die 70 ist und auch einige Jahre als Moench verbracht hat. Mehr Infos ueber www.christophertitmuss.org, wo ihr schauen koennt, was in einem solchen Retreat passiert.
der Tempel von Sri Lanka, wo der Tierpark angeschlossen ist, in dem Buddha vor 2500 Jahren seine erste Rede hielt.